572 Kilometer und 18.800 Höhenmeter. In sieben Tagen. Und das Ganze aus eigener Muskelkraft. Beim härtesten Mountainbike-Etappenrennen Europas, der BIKE Transalp, wird niemandem etwas geschenkt.
Ganz besonders nicht in diesem Jahr. Die Veranstalter*innen hatten nicht zu viel versprochen. Die 23. MAXXIS BIKE Transalp war uriger und wilder denn je. Auf einsamen Gebirgspfaden und unausgetretenen Steigen, über knifflige Trailabfahrten und verblockte Downhills, entlang abschüssiger Hänge und endloser Steilrampen führte die diesjährige Strecke zurück zum Ursprung des legendären Mountainbike-Etappenrennens. Dabei vermengten sich die unzähligen Emotionen von Freude bis Frust zu einem anhaltenden Adrenalin-Kick.
Vom Adrenalin getrieben schienen auch Manuel Pliem und David Schöggl vom Pure HUMANPWR KTM 1-Team. Am ersten Tag sofort ins Leader-Trikot geschlüpft, wollten sie das begehrte Kleidungsstück - trotz eines schlechten Tages auf Etappe zwei - nicht wieder hergeben und errangen schlussendlich den Gesamtsieg vor Roel Verhoeven und Tim Smeenge vom Team KMC und Jan-Frederik Finoulst und Lennard Heidenreich vom Maxxis Velomotion-Team.
Auch bei den Einzelstartern sorgten Marek Sülzle und Giulio Valfre bis zum Schluss für stetigen Spannungsnachschub. Da genügte das enge Leistungsniveau nicht aus. Es musste schon noch ein filmreiches Duell her, das sie sich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen lieferten. So war es Giulio, der auf der vierten Etappe wegen einer Panne viele Minuten auf seinen Gegner verlor, bevor der Defektteufel am Folgetag zu Marek übersprang und für den nötigen Ausgleich sorgte, um die Spannung wieder richtig anzufachen. Nachdem Marek noch ein letztes Mal auf der letzten Etappe beherzten Kämpfergeist bewies, musste er zwar den begehrten Sieg (Kategorie Einzelstarter) in Riva an seinen sympathischen Kontrahenten abgeben, durfte am Nachmittag aber ganz oben auf das Gesamtsiegerpodest der Einzelstarter steigen, umgeben von Giulio Valfre auf Platz Zwei und Jens Schuhmann auf dem dritten Rang.
Eine Premiere gab es auch. Erstmals in 23 Jahren BIKE Transalp-Geschichte wurde einem Damenteam das Scott-Attack-Trikot verliehen. Zu Recht! Nach einer hartnäckigen Panne auf der ersten Etappe, die ihnen mehr als vierzig Minuten raubte, kämpften sich Imke Wiedemann und Anna Schmitt mit Biss am zweiten Tag sagenhafte vierzig Plätze nach vorn. Belohnt wurden die Beiden mit dem täglich verliehenen Ehrentrikot für den größten Platzierungssprung und dem dritten Platz in der Gesamtwertung. Über den Gesamtsieg freuten sich Danièle Trosch und Lorenza Menapace, über Platz Zwei Carina Mohr und Conny Bucher.
Die BIKE Transalp lieferte, wie jedes Jahr, spannende Wettkämpfe, eine Überdosis Adrenalin und einen Tanz der Endorphine. Und das alles inmitten einer atemberaubenden Alpenkulisse. Es gibt keine BIKE Transalp ohne Leid, Frust und Wut. Aber es gibt auch keine ohne die übertreffenden Pendants: enorme Glücksgefühle, Freude, Begeisterung, Staunen und Euphorie. Genau diese emotionale Mischung macht das Etappenrennen über die Alpen zu einem unvergesslichen Erlebnis.
In diesem Jahr errang die Euphorie den Sieg im Wettstreit der Gefühle. Nach dem Corona-bedingten Ausfall im letzten Jahr waren alle überglücklich, endlich wieder Teil des Abenteuers Alpenüberquerung zu sein. Zu verdanken haben alle Teilnehmer*innen dieses Abenteuer, das dank eines umfangreichen Hygienekonzepts zugleich maximale Sicherheit bot, den engagierten Organisator*innen und Helfer*innen, die keine geringere Leistung bringen mussten, als die Mountainbiker*innen.
Ein tolles Video mit Impressionen der BIKE Transalp 2021 findet ihr bei uns auf YouTube.
Ein Beitrag von Lisa Gärtitz