Elektrisierte Fahrradbranche

Elektrisierte Fahrradbranche

Sie gilt als größte Fahrradmesse der Welt: Jährlich finden sich Ende August fast 70.000 Besucher und alle wichtigen Vertreter der Fahrradbranche auf der „Eurobike“ in Friedrichshafen zusammen, um neue Produkte vorzustellen, zu testen und sich auszutauschen. Zu einem festen Bestandteil im Rahmen der Messe zählt die Präsentation der aktuellen Marktdatenstudie des Delius Klasing Verlages. Die Studie, die am gestrigen Abend vorgestellt worden ist, ist die größte ihrer Art und damit richtungsweisend für die Branche. Aus ihr geht hervor, dass der Trend zu E-Modellen weiter anhält, ein gestiegenes Interesse speziell an E-Mountainbikes vorherrscht und auch in Zukunft weiterhin viel Geld in das Hobby „Fahrrad“ investiert wird  

In den vergangenen 18 Jahren hat sich die vom Delius Klasing Verlag in Auftrag gegebene Studie des Marktforschungsinstituts MARKET RESEARCH zu einem wichtigen Barometer der Fahrradbranche entwickelt. An der europaweit größten Fahrradmarkt-Studie nahmen in diesem Jahr insgesamt 39.694 Leserinnen und Leser der Radsport-Magazine BIKE, TOUR, E-BIKE und EMTB teil. Dabei sind die Antworten der Leser des neuen EMTB-Magazins besonders spannend, da sie erstmals wichtige Erkenntnisse aus dem Marktsegment der E-Mountainbikes liefert. Die Ergebnisse wurden am gestrigen Abend auf dem Delius Klasing-Branchentreff vorgestellt, der traditionell im Rahmen der „Eurobike“ stattfindet. Verleger Konrad Delius konnte mehr als 300 Gäste aus der internationalen Fahrradindustrie im Dornier Museum in Friedrichshafen begrüßen.

Es ist und bleibt Trendthema Nummer eins in der Fahrradbranche: E-Antriebe. Neben einem stetig wachsenden Angebot an unterschiedlichen E-Modellen für den Alltag, steigen auch immer mehr ambitionierte Mountainbiker auf ein E-MTB. E-Modelle sind zu einer echten Alternative für langjährige Mountainbike-Fahrer geworden. Wie aus der aktuellen Marktdatenstudie hervorgeht, ist für jeden zweiten E-Mountainbike-Fahrer klar, dass er in Zukunft nicht mehr auf ein klassisches Mountainbike umsteigen wird. Die erweiterten Nutzungsmöglichkeiten, also die Möglichkeit, längere und anspruchsvollere Touren mit dem E-Mountain-bike zu meistern, ist neben dem Spaßfaktor der Hauptgrund, sich für ein elektrisch angetriebenes Mountainbike zu entscheiden. Das gestiegene Interesse an E-Modellen im Mountainbike-Bereich veranlasste Delius Klasing jüngst, die Erscheinungsfrequenz seines E-Mountainbike-Magazins EMTB in 2017 von zwei auf drei Ausgaben zu erhöhen.

Aufschlussreich ist auch die Altersstruktur der EMTB-Leserschaft. Denn im Gegensatz zum klassischen E-BIKE-Leser ist er weitaus jünger. Vor allem Leser ab 40 Jahren finden großen Gefallen an E-MTBs. Der Anteil von „60+ Lesern“ liegt nur bei 18 Prozent. E-BIKE-Leser sehen ihr Rad eher als „Autoersatz“, EMTB-Leser sehen es primär als echtes „Spaßgerät“.

Steht ein Fahrradkauf an, favorisieren die Leser weiterhin den Fachhandel. Insbesondere im Segment der E-Bikes und E-Mountainbikes wird die Beratung im Fachgeschäft vor Ort gesucht (E-BIKE 88%, EMTB 94%). Ein leicht abnehmender Trend ist für die BIKE- und TOUR-Leser zu erkennen: 61% der BIKE-Leserschaft kaufte 2016 ihr Rad im Fachhandel, im Jahr zuvor waren es noch 66%. Von den TOUR-Lesern kauften 59% ihr Rennrad im Fachhandel (2015: 62%). Die Entwicklung, dass Zubehör zunehmend über den Online-Handel bezogen wird, hält auch in diesem Jahr weiter an. So bestellten etwa zwei Drittel der Leser der Magazine TOUR und BIKE ihr Zubehör übers Internet.

Die Ausgabebereitschaft für ein neues (Komplett-) Rad ist laut Studie weiterhin konstant hoch. Das meiste Geld planen E-MTB-Fans zu investieren. Durchschnittlich sind sie bereit, rund 4.200 Euro in den nächsten Monaten für eine Neuanschaffung auszugeben. Die Hälfte der EMTB-Leser möchte sich in den nächsten ein bis zwei Jahren ein E-Mountainbike zulegen. Die Ausgabebereitschaft der BIKE-Leser liegt 2016 mit 3.102 Euro erstmals über 3.000 Euro (Vorjahr 2.789 Euro). Die Leser von TOUR gaben an, im Schnitt an 3.400 Euro in ein neues Rad investieren zu wollen. Bei den E-BIKE-Lesern liegt die Ausgabebereitschaft bei 3.165 Euro (Vorjahr 3.053 Euro).

Neben der hohen Ausgabebereitschaft für Kompletträder steigen auch die Investitionen in den Bereichen Zubehör, Kleidung und Reise kontinuierlich an. Wer ein Mountainbike oder Rennrad besitzt, verreist damit auch regelmäßig. 59% der BIKE-Leser gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten einen Urlaub mit dem Bike unternommen zu haben. Zu den favorisierten Urlaubszielen zählten wie im Vorjahr Deutschland, Italien, Österreich und die Schweiz. Von den TOUR-Lesern haben 54% im vergangenen Jahr einen Rennrad-Urlaub unternommen. Sie reisten meistens nach Spanien, Italien oder Deutschland.

Im Zuge der Leserbefragung wird seit Beginn der Erhebung im Jahr 1998 auch eine Marktwertanalyse erstellt. Für diese Analyse wurden 2016 insgesamt 276 Komplettrad- und 728 Zubehörmarken abgefragt. Die Analyse erlaubt damit detaillierte Aussagen über die Entwicklung der Markt- und Imagewerte einzelner Marken und Segmente. Ob und wie gut eine Marke in der Branche wahrgenommen wird, zeigen auch die Ergebnisse des diesjährigen „Readers‘ Awards“. In insgesamt 50 Kategorien hat die Leserschaft der  Radsport-Magazine BIKE, TOUR, E-BIKE und EMTB ihre Top Zubehör-Marken sowie das beste Komplettrad gewählt. Die Auszeichnung der Gewinner wurde im Rahmen des Branchentreffs vorgenommen. Alle Preisträger und viele Fotos von der Veranstaltung stehen auf http://www.readers-award.de sowie auf den Online-Seiten der vier Magazine.